Die Stadt & Das gute Leben

November 2019 – November 2020

Camera Austria, Graz, Urban Subjects (Sabine Bitter, Jeff Derksen, Helmut Weber), Wien / Vancouver, Nicole Six & Paul Petritsch, Wien, Daniela Brasil, Graz
(Projektentwicklungsgruppe)

Was wurde aus dieser Idee des guten Lebens in der Stadt im fortschreitenden 21. Jahrhundert? Muss sie verteidigt, rekonstruiert oder erneuert werden? Für wen gilt sie, für wen sollte sie gelten? Von wem, von welchen Interessen wird sie bedroht? Welche Aspekte unserer Gegenwart müssen zur Beantwortung dieser Fragen untersucht werden in einer Zeit, in der die Stadt, oder besser der Komplex des Urbanen, zu einem zentralen Phänomen vieler Gesellschaften geworden ist, leben doch immer mehr Menschen weltweit in immer größeren Städten oder Metropolen?

Das Projekt »Die Stadt & Das gute Leben« möchte einen breiten Rahmen der Debatte über Beiträge zum guten Leben in der Stadt anregen und konzentriert sich dabei vor allem auf den Grazer Stadtteil Eggenberg. Dieser scheint seit einigen Jahren eine immer wichtigere Rolle in der Grazer Stadtentwicklung zu spielen, zahlreiche Wohnbauprojekte – Campus Eggenberg, die Eggenberge, Smart City und Teile der Reininghausgründe – verändern den Bezirk und dessen Infrastruktur und bringen neue Bewohner*innen nach Eggenberg. Aus diesem Grund richtet das Projekt seinen Blick nicht auf die unmittelbare Umgebung von Camera Austria in der Innenstadt, sondern auf diesen »entfernten« Stadtteil, der das Gesamtgefüge der Stadt zu verändern scheint.

Eine der ersten Fragen, die dabei auftritt, ist jene zwischen Zentrum und Peripherie, zwischen einer touristischen Innenstadt bzw. einem bereits großteils gentrifizierten Bezirk Lend, in dem sich der Ausstellungsraum von Camera Austria befindet, und dem eher peripheren Wohnbezirk Eggenberg, in dem es wenige kulturelle Institutionen gibt, keine einzige davon beschäftigt sich vor allem mit zeitgenössischer Kunst. Welche Ideen von Stadt, Kultur oder Partizipation teilen sich die Bewohner*innen dieser unterschiedlichen Bezirke – welche Widersprüche tun sich auf zwischen dem innerstädtischen Südtirolerplatz und dem Gemeindepark in Eggenberg? Welche kulturellen Klüfte wären zu überwinden und welche Vorurteile? Entsprechen diese Annahmen jedoch überhaupt noch der Lebenswirklichkeit der Bewohner*innen von Eggenberg – von welcher gemeinsamen Stadt sprechen wir? Wie groß denken wir die gemeinsame Stadt? Welche Vorurteile lassen sich entkräften, welche Widersprüche lassen sich gemeinsam überwinden, welche gemeinsamen Interessen lassen sich identifizieren, welche Ansprüche an ein gutes Leben in der Stadt lassen sich gemeinsam formulieren?